Karsten Hinrichsen hat gewonnen, aber er fühlt sich nicht so. Er steht auf dem Elbdeich hinter seinem Haus, ein schmaler Mann von 71 Jahren, und schaut auf das Monster unten am Fluss, das er bekämpft hat, jahrzehntelang. Eine riesige Kuppel, ein grauer Schornstein, der in den milchigen Himmel ragt – das Atomkraftwerk Brokdorf. In wenigen Jahren wird es abgeschaltet. Doch das, was an seine Stelle treten soll, ist nicht so, wie Hinrichsen es sich vorgestellt hat.

Er stapft in seinen Gummistiefeln vom Deich zurück zum Haus, in dem er so lange den Widerstand organisiert hat. Vor der Tür ein verwilderter Garten, an der Küchenheizung döst die Katze. Auf der Anrichte steht noch Hinrichsens Spendenbüchse, ein Aufkleber schreit: "Atomkraftwerk Brokdorf stilllegen – aber sofort!"